Wir gehen auf die Straße; streiken für eine saubere Zukunft; fordern, dass Politik und Konzerne endlich handeln. Das ist ein Zeichen. Das ist wichtig. Doch wir können noch einiges mehr tun. Denn die Annehmlichkeiten, die wir mit Umweltverschmutzung, Klimawandel und Artensterben teuer erkaufen, sind heute so selbstverständlich, dass wir uns einen Alltag ohne sie kaum vorstellen können. Wir streamen, wo immer wir gerade sind; chatten, wann immer uns danach ist; lieben günstige Klamotten aus dem Megastore und shoppen auch online nach Herzenslust. Zur Schule bringt uns das Auto und der Flieger in die Ferien; die Lieblingsschokolade muss im Supermarkt immer vorrätig sein – gleich neben einem Dutzend anderer Sorten und Erdbeeren für das nächste Date wollen wir auch im Dezember kaufen – erntefrisch, versteht sich.
Natürlich könnten wir von nun an in Askese leben, uns in strikter Selbstkontrolle üben und allen Genüssen des Alltags entsagen. Doch das ist vielleicht gar nicht nötig. Denn nachhaltig zu Leben kann man lernen und sogar zu seinem Beruf machen.
Mit Physik gegen Stromfresser
Die Zukunft ist digital. Das lässt sich nicht verleugnen. Doch hier mal ein Video streamen, dort eine Nachricht schreiben und dann ein wenig online zocken frisst jede Menge Energie. Der stetig sinkende Akkustand des Smartphones ist dabei nur die Spitze des Eisberges. Viel größere Stromfresser sind die Serverzentren, die das Internet am Laufen halten. Denn elektrischer Strom treibt nicht nur Prozessoren, Grafikkarten und Festplatten an. Er erzeugt auch jede Menge Wärme. Und die ist wiederum der Tod für jeden hochgezüchteten Hardwareboliden. Also muss Kühlung her und die kostet Strom. Wissenschaftler verschiedener Disziplinen wie zum Beispiel Physiker und Physiklaboranten arbeiten auf der ganzen Welt deshalb daran, Mikrochips nicht nur schneller, sondern auch sparsamer zu machen.
Und auch dort, wo die Energie erzeugt wird, sind Spezialisten gefragt. Um die Kraft von Sonne, Wind und Wasser in elektrischen Strom zu verwandeln, braucht es Expertenwissen. Ingenieure für Erneuerbare Energie, Solartechniker, Servicemonteure für Windenergieanlagentechnik oder Klimaschutzmanager bringen dieses mit. Und wer sein Wissen und die Begeisterung für nachhaltige Technik weitergeben möchte, für den ist sicher ein Job als Berufsschullehrer die richtige Wahl.
Von der Straße auf die Schiene in den Fluss
Rund 4,4 Milliarden Tonnen verschiedenster Güter werden Jahr für Jahr quer durch Deutschland transportiert. Mehr als 3,6 Milliarden Tonnen davon auf der Straße. Das bedeutet Staus, Lärm, Smog und jede Menge Dieselruß. Doch es geht auch anders. Mit der Bahn zum Beispiel. Hier sorgen Eisenbahner im Betriebsdienst dafür, dass unzählige Wagons so sicher wie auf Schienen ihren Bestimmungsort erreichen. Es gibt aber auch Straßen, an die viele im ersten Moment gar nicht denken – die Wasserstraßen. Mehr als 7.000 Kilometer messen die Flussabschnitte und Kanäle in Deutschland, die mit Binnenschiffen befahren werden können. Und die verbrauchen nur rund halb so viel Energie wie ein normaler LKW. Damit sie auch sicher vorankommen, halten Wasserbauer und Wasserbauingenieure das deutsche Wasserstraßennetz in Stand und bauen es sogar noch aus.
Topf und Teller nachhaltig füllen
Äpfel aus Neuseeland, Kartoffeln aus Ägypten, Spargel aus China oder Pflaumen aus Südafrika – viele Lebensmittel sehen heute die halbe Welt, bevor sie bei uns auf dem Teller landen. Das hat natürlich seine Vorzüge: Auch wenn bei uns der Schnee bis zu den Knien reicht und wir vor Kälte schlottern, füllt sich der Einkaufskorb mit frischen Erdbeeren, knackigem Sommersalat oder zuckersüße Kirschen. Die Nachteile: Wasserverbrauch, Umweltstandards und Pestizideinsatz sind kaum zu kontrollieren und der Transport zu uns setzt jede Menge Treibhausgase frei.
Doch es geht auch anders. Zum Beispiel produzieren Ökolandwirte regional, saisonal und nachhaltig. Das nötige Handwerkzeug lernen die nachhaltigen Ernährer zum Beispiel im Studiengang Ökolandbau und Vermarktung an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung in Eberswalde.
Den Lebensmittelanbau direkt zu den Verbrauchern holt hingegen ein Konzept, das aktuell vor allem in den USA und Japan entwickelt wird. Das Vertical Farming. Die Vision: In riesigen Lagerhallen, alten Weltkriegsbunkern und später auch in extra dafür gebauten Wolkenkratzern wachsen Salat und Co in einem geschlossenen System. Das schont Landfläche, spart Wasser, kommt fast ohne Dünger und Pflanzenschutzmittel aus und minimiert die Transportwege. Um damit zukünftig einmal ganze Stadteile zu ernähren, braucht es aber fähige Ingenieure, Elektrotechniker, Biologen, Bauingenieure, Informatiker und Agrarwissenschaftler. Denn Zukunftstechnologien sind Teamarbeit.
Das ist doch für die Tonne
Mehr als 50 Millionen Tonnen Siedlungsabfälle produzieren wir in Deutschland jedes Jahr. Das sind gut 460 Kilogramm pro Kopf. In etwa die gleiche Menge kommt noch aus Industrie und Gewerbe hinzu. Dabei ist längst nicht alles Müll, was in Tonne und Container landet. Denn viele Stoffe wie Papier, Glas oder Metalle können frisch recycelt als Rohstoffe in neue Produkte fließen. Essensreste, Holzschnitt oder das Laub aus dem Vorgarten hingegen ist der ideale Grundstoff für nährstoffreichen Kompost.
Um jedoch ein zweites Leben zu erhalten, muss der Müll erstmal zur Aufbereitung kommen. Und hier sind wir alle gefragt. Zu Hause wird sauber getrennt. Die Überreste der Spontanparty landen ebenfalls in Glascontainer, Papiertonne, gelbem Sack und Restmülleimer und nicht hinter der Hecke im Park. Und Großgeräte wie Waschmaschine oder Herd fahren wir nicht in den Wald, sondern zum Wertstoffhof. Dort werden die Schätze von Fachkräften für Kreislauf- und Abfallwirtschaft in Empfang genommen und auf ihre Wiedergeburt vorbereitet.
Rohstofflieferant und grüne Lunge in Einem
Plastik hat längst unseren Alltag durchdrungen. Denn Kunststoffe sind leicht, strapazierfähig und lassen sich an verschiedenste Anforderungen anpassen. Sie stecken in reißfesten Folien ebenso wie in dünnen Wegwerftüten, in Bodenbelägen, in unserer Kleidung, in Gehäusen, Leiterplatten, Küchenutensilien und noch so vielem mehr. Oft sind sie billig und haben doch ihren Preis. Sie lassen die Müllberge anschwellen, bilden riesige Wirbel in den Ozeanen und landen als Mikroplastik über die Nahrungskette wieder auf unseren Tellern.
Es gibt aber auch Rohstoffe, die gedeihen im Wald und auf dem Feld. Diesen haben sich mittlerweile mehrere Hochschulen angenommen und Studiengänge wie „Nachwachsende Rohstoffe“ oder „Management natürlicher Ressourcen“ ins Leben gerufen. Eine große Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Wald. Denn der liefert nicht nur den wertvollen Rohstoff Holz. Als grüne Lunge fängt er Kohlendioxid aus der Luft uns gibt Sauerstoff frei. Und er bietet einen Platz, um Erholung vom stressigen Alltag zu finden. Als Forstwirt lernt ihr, die verschiedenen Funktionen des Waldes gleichermaßen zu nutzen und zu fördern. Und wer seine Begeisterung für die Natur gern an andere Menschen weitergeben möchte, der kann sich zum Waldpädagogen weiterbilden lassen.
Text: Kai Dürfeld | Sliderfotos: Slider 1, v.l.n.r.: Sergey Nivens, Andres Rodriguez, Smileus; Slider 2, v.l.n.r.: Andrey Lavrishchev, studiophotopro, Omika; Slider 3, v.l.n.r.: photlook, kreativfabrik1 (fotolia.com)