Mit dem Studiengang Angewandte Naturwissenschaft Innovationen gestalten
Praktische Anwendung und Interdisziplinarität stehen in diesem dreijährigen Studiengang ganz oben. Er vermittelt zunächst eine vertiefte naturwissenschaftliche Allgemeinbildung in den Mint-Fächern Physik, Chemie und Biotechnologie. Später wählen die Studierenden aus verschiedenen Modulen individuell ihre Vertiefung aus.
Nadine Schüler ist heute promovierte Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Freiberg Instruments GmbH, einem 2005 als Startup für hochsensible Messgeräte gegründeten Unternehmen, das in den letzten fünfzehn Jahren stark expandierte und nun Kunden in der ganzen Welt hat. Als es um die Studienwahl ging, besuchte Nadine am Tag der Offenen Tür die TU Bergakademie Freiberg, um sich über den damals noch jungen Studiengang vor Ort zu informieren. „Mir gefiel die Möglichkeit, fächerübergreifend zu studieren und mich nicht sofort auf ein Fach festlegen zu müssen. Außerdem war mir die Akademie sympathischer als eine große Uni.“ Sie ging ihren Berufsweg pragmatisch an. Von Beginn an war Physik ihr Favorit, auch wegen der guten Jobaussichten, denn Dresden und das angrenzende Freiberg sind europaweit der größte Standort für Halbleiterindustrie. In Physik promovierte sie nach dem Diplom.
Dr. Nadine Schüler kommuniziert mit Wissenschaftlern verschiedener Fachbereiche
Mittlerin zwischen Wissenschaftlern und Ingenieuren
Nadine hatte gerade ihr Diplom in der Tasche, als einer ihrer Professoren das Unternehmen gründete. Zunächst ging es um die damals expandierende Solarindustrie. Durch den regen Austausch mit der Uni und den Absolventen entstanden bald neue Geschäftsfelder, die der Solarindustrie in den Folgejahren den Rang abliefen. Diese Entwicklung hat Nadine von Anfang an mitgestaltet. „Ich verstehe mich als Übersetzerin zwischen Wissenschaftlern und Ingenieuren“, erklärt sie. „Die Wissenschaftler stellen uns ihre Ideen vor. Mit den Ingenieuren prüfen wir die Machbarkeit.“ Ihr könnt Euch vorstellen, dass sie eine Menge Fachwissen braucht, das sie ständig erweitern muss, denn die technologischen Entwicklungen gehen rasant weiter. Siliziumchips beginnen als Mineral, als ein Gestein. Um Steine, Erden, Minerale und Metalle ging es bereits vor dreihundert Jahren, als die Bergakademie in Freiberg gegründet wurde. Damals wurde das kostbare Silber in Gramm gewogen. Heute bewegt sich die Produktion im Nanobereich. Die Messgeräte der Freiberg Instruments sind so fein, dass sie die Oberflächenqualität der Halbleiter-Platten, die sogenannten Wafers, auf Charakter und Qualität prüfen können, bevor daraus Mikrochips hergestellt werden. Unter anderem wird gemessen, in welcher Richtung die Kristalle auf der Oberfläche angeordnet sind. Beim Rundgang durch die Firma demonstriert Nadine Schüler die verschiedenen Raumrichtungen eines Kristalls an einem Modell. Bei anderen Messgeräten geht es um Strahlungen, die in Medizin und Geologie eine Rolle spielen.
Am Modell für die verschiedenen Raumrichtungen eines Kristalls erklärt Nadine die Oberflächen-Messungen von Halbleiterplatten
Durch Interdisziplinarität spannende Entwicklungen mitgestalten
Nadine hat mit Wissenschaftlern der unterschiedlichsten Fachbereiche zu tun. Nicht nur ihr Studium, auch ihr Beruf ist interdisziplinär. Das findet sie abwechslungsreich und spannend. Wenn die TU Bergakademie oder andere Universitäten in ein Projekt eingebunden sind, schreibt Nadine Anträge auf Fördergelder. Außerdem schult sie die Vertriebsteams, die weltweit Kunden akquirieren und reist zu Konferenzen und Workshops oder schaut sich die Labore von Partner-Instituten an. Als Wissenschaftlerin und Managerin gestaltet sie spannende Entwicklungen mit und erlebt unmittelbar, wie Forschungsergebnisse Anwendung in der Praxis finden. Für sie war das Studium in Freiberg Türöffner zu einem abwechslungsreichen Berufsleben, in dem auch die Familie nicht zu kurz kommt. Sie hat zwei Kinder. Ehrenamtlich engagiert sie sich in einem sächsischen Projekt, dass sich für mehr Frauen in den Naturwissenschaften einsetzt. Das Studium der Angewandten Naturwissenschaft empfiehlt Nadine allen Schülern, die sich für die Zusammenhänge zwischen den Wissenschaften interessieren und den Praxisbezug suchen.
Text & Fotos: Kathrin Schrader
Studiengang Angewandte Naturwissenschaft Der Studiengang vertieft die MINT-Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Biologie und Informatik. Wahlpflichtbereiche ermöglichen Schwerpunktsetzung im zweiten Teil des Bachelor-Studiums. Praktische Anwendungen im Labor sind inbegriffen. Außerdem vermittelt das Studium Datenerhebung und -analyse, Medien- und Sozialkompetenzen sowie Englisch. Absolventen arbeiten in der Forschung und Entwicklung in der Halbleiterindustrie oder Biotechnologie, in der Datenanalyse, der Bildung, im Journalismus, im Management oder auch als Gutachter.
Studium: 6 Semester Regelstudienzeit Hochschulen: TU Bergakademie Freiberg, Hochschule Zittau/Görlitz, Universität Koblenz (alle mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen) Abschluss: Bachelor of Science (B.Sc.)
Voraussetzung: Abitur, fachgebundene Hochschulreife oder eine als gleichwertig anerkannte Zugangsberechtigung Interesse an den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Physik und Chemie, an fächerübergreifenden Zusammenhängen und mathematisches Verständnis