Erasmus+ … eine einmalige Chance, deinen Horizont zu erweitern
Als zukünftiger Azubi oder Berufsfachschüler ein Praktikum oder einen Teil der Ausbildung in Island oder in England absolvieren? Demnächst Student und die Möglichkeit in Anspruch nehmen, ein Semester in Prag oder Lissabon zu studieren? Als Jugendlicher an einem Workshop oder einer Sprachreise in Malta oder Lettland teilnehmen? All das und noch viel mehr ermöglicht dir Erasmus+, das Förderprogramm der Europäischen Union (EU).
14,7 Milliarden Euro stellt das Parlament bis 2020 zur Verfügung. Profitiere auch du davon! Absolviere einen Auslandsaufenthalt während deiner Ausbildung oder deines Studiums! Lebe und lerne für mehrere Wochen oder Monate in einer aufregenden Stadt, in einem wunderschönen Land! Sammle wertvolle Erfahrungen, fachlich und persönlich! Erweitere deinen Horizont! Peppe deine Fremdsprachenkenntnisse auf! Finde Freunde aus aller Welt, baue dir ein Netzwerk auf! Hole dir neuen Input für deine Ausbildung, dein Studium! Mache dich fit für den Arbeitsmarkt!
Die Ausbildungsgruppe „Fachkraft im Fahrbetrieb“ der Dresdner Verkehrsbetriebe und Thomas Jablonski, Student im Diplomstudiengang Elektrotechnik und Informationssystemtechnik an der TU Dresden, haben nicht lange überlegt und sich ins Abenteuer Erasmus+ gestürzt. Lest ihre Erfahrungsberichte:

Karlsbrücke Prag
19 Auszubildende der Dresdner Verkehrsbetriebe AG, der Chemnitzer Verkehrsbetriebe und der Verkehrsgesellschaft Meißen absolvierten im Rahmen ihrer Ausbildung im November letzten Jahres ein dreiwöchiges Auslandspraktikum in der Prager Verkehrsschule. Sie erfuhren viel Interessantes über die Arbeit in den dortigen Verkehrsbetrieben, die Ausbildung in einem anderen Land und die kulturelle Seite der Stadt. Ihr Erfahrungsbericht:

Gemeinsames Arbeiten in der Verkehrsschule
Mit der Prager Verkehrsschule und dortigen Verkehrsbetrieben verbindet uns eine über 10-jährige Zusammenarbeit. Wir meistern gemeinsam Ziele im grenzüberschreitenden Verkehr und lernen viel voneinander. Alle Auszubildenden zur Fachkraft im Fahrbetrieb nehmen deshalb im 2. Ausbildungsjahr am Azubi-Austausch in Prag teil.
Vor der Abreise haben wir uns noch einmal intensiv mit dem Azubi-Austauschprogramm beschäftigt. Wir erhielten Informationen zum Projekt, zum Programmablauf, zu unseren Gastgebern und besprachen organisatorische Dinge. Ein vertiefender Sprachkurs frischte unsere Tschechisch-Kenntnisse, die wir uns bereits seit Ausbildungsstart aneignen, auf.
Am 6. November war es dann soweit. Gemeinsam mit unseren Betreuern fuhren wir in die Millionenstadt an der Moldau. Am ersten Tag wurden wir von der Leitung der Prager Verkehrsschule sehr herzlich begrüßt. Wir wurden über den Projektablauf informiert, mit den wichtigsten Ansprechpartnern bekannt gemacht und nach unseren Wünschen befragt.

Einblick in die Prager Verkehrsbetriebe
In den nächsten Tagen lernten wir die Schule sowie die Einrichtungen der Prager Verkehrsbetriebe näher kennen und konnten viele Eindrücke über die Arbeit in einem Verkehrsunternehmen einer Millionenstadt gewinnen. Wir waren in den verschiedenen Verkehrsleitstellen zu Gast, wo wir uns über die Taktung der Fahrzeuge, die Disposition und den Ablauf bei Verkehrsstörungen informierten. Besonders interessant war es, die Prager Metro mit all ihren Abläufen kennenzulernen. Wir besuchten die Betriebshöfe mit ihren verschiedenen Einrichtungen und Werkstätten und erfuhren sehr viel über die Fahrzeuge, insbesondere im Straßenbahn-Bereich. Vorträge informierten uns über die Prager Verkehrsbetriebe, deren Geschichte, die aktuellen Arbeitsgebiete und die derzeitige Verkehrsentwicklung.
Kommuniziert wurde in Deutsch, Englisch und Tschechisch.

Freundschaftsspiel der Azubis beider Länder
An den Nachmittagen standen Ausflüge auf dem Programm. So besuchten wir z. B. den Prager Airport, waren in der Brauerei „Staropramen“ zu Gast, bestaunten die historische Altstadt mit der berühmten Karlsbrücke, das Rathaus mit seiner astronomischen Uhr und die Prager Burg. Da zu unserem Ausbildungsbetrieb in Dresden zwei historische Bergbahnen gehören, war es für uns selbstverständlich, die Standseilbahn auf dem „Petrin“ anzusehen und Vergleiche zur eigenen Bahn zu ziehen. In Liberec besuchten wir das „IQLANDIA“ – ein modernes Science-Zentrum, in dem Wissenschaft sehr eindrucksvoll vermittelt wird. In der Freizeit bowlten wir, unternahmen eigene Ausflüge und auch das Shopping kam nicht zu kurz.
Wir können das Praktikum in jedem Fall weiterempfehlen. Wir haben nicht nur berufliche Dinge erfahren, sondern auch sehr viel über Land und Leute. Es hat Spaß gemacht, sich mit den neuen und ungewohnten Dingen auseinanderzusetzen. Während der gesamten Praktikumsdauer entstanden uns keine Kosten, wir wurden hervorragend betreut, bekamen sehr gutes Essen und waren super untergebracht. Wir haben uns mit den Prager Azubis angefreundet und werden auch privat gern wieder nach Prag fahren. Ohne das Programm ERASMUS+ hätten wir diese Erfahrung sicher nicht machen können.
Thomas Jablonski ist Student im Masterstudiengang Elektrotechnik und Informationssystemtechnik an der TU Dresden. Er absolvierte von September 2015 bis Mai 2016 zwei Auslandssemester an der Aalto-yliopisto Universität in Espoo, im Großraum Helsinki, Finnland. Hier sein Erfahrungsbericht:

Thomas Jablonski ist Student an der TU Dresden
Vor Ende meines Studiums wollte ich noch mal etwas anderes machen, ein anderes Land kennen- lernen, Erfahrungen sammeln usw. Der Auslandsaufenthalt über Erasmus+ bot mir genau diese Chance. Außerdem war mir wichtig, mein Englisch zu verbessern. Die nordischen Länder sind wegen ihrer guten Englischkenntnisse bei uns Ingenieuren sehr beliebt und man braucht Glück und gute Noten, um überhaupt einen Platz zu bekommen. Für einen Auslandsaufenthalt über Erasmus+ sprach außerdem, dass er sehr einfach zu organisieren ist. Man sucht sich drei Wunschziele aus, bekommt hoffentlich einen Platz, reicht ein paar Unterlagen ein und los geht‘s. Und da man im Ausland auch BAföG bekommen kann, ist die Finanzierung relativ einfach.
Als ich in Helsinki ankam, holte mich mein Tutor am Flughafen ab, zeigte mir Einkaufsmöglichkeiten, führte mich auf dem Campus herum und half mir bei Behördengängen. Gewohnt habe ich in einer 3er-WG im Studentenwohnheim.

Die Aalto-yliopisto Universität in Espoo
Die Vorlesungen und Übungen an der Uni sind ähnlich wie an der TU Dresden. Die Lehre in Finnland empfand ich moderner, praxisnaher, praktischer und irgendwie persönlicher, also näher am Studenten. Man duzt sich, es gibt nicht dieses „hierarchische“ Denken wie in Deutschland. Die Ausstattung der Uni ist viel besser. Man sieht, dass Finnland mehr Geld in die Lehre investiert. Auch das Arbeitsleben ist entspannter, es wird mehr Wert auf eine gute Work-Life-Balance gelegt. Die Menschen sind sehr freundlich und unglaublich hilfsbereit, gleichzeitig aber auch schüchtern und zurückhaltend, wenn es um ihre Privatsphäre geht. Small Talk existiert praktisch nicht.

Neue Freunde und Kulturen kennenlernen…
Das Studentenleben ist richtig aktiv und es gibt sehr viel mehr Traditionen als hier bei uns. Die Studenten sind ähnlich wie unsere Fachschaften in Gilden organisiert, die viele Events veranstalten, die man unbedingt alle mitmachen sollte. Als gemeinsames Outfit haben sie, je nach Gilde, einen andersfarbigen Studenten-Overall, der bei allen möglichen Events und Partys getragen und mit Aufnähern versehen wird. Die finnische Sauna ist allgegenwärtig, praktisch jedes Haus hat eine. Die finnische Landschaft besteht im Prinzip aus Wäldern und Seen. Ideal für Outdoor-Aktivitäten, da man überall zelten darf und Nationalparks sehr verbreitet und mit guter „Infrastruktur“ versehen sind.
Man ist als Austauschstudent meist mit vielen anderen Studenten aus aller Welt zusammen und lernt so noch viel mehr Freunde und Kulturen kennen. Ganz besonders erinnere ich mich natürlich an die vielen Fahrten und Ausflüge, die ich gemacht habe. Typisch für Finnland sind Trips nach Tallinn oder Stockholm, nach St. Petersburg und Lappland oder Wochenenden in typisch finnischen Sommerhäusern an einem See mitten im Wald. Ich habe darüber hinaus noch eine 4-tägige Kanutour über Finnlands größten See Saimaa und eine Rundreise in Estland gemacht. Praktischerweise hat mich ein guter Freund, der Erasmus-Student in Tallinn war, bei ein paar Touren begleitet.
Sehr interessant waren auch das Wetter und Tageslicht im Sommer/ Winter. Im Winter gibt es zwar nur etwa eine Stunde weniger Tageslicht als in Deutschland, dafür steht die Sonne aber deutlich tiefer und es ist ständig bewölkt, sodass es wochenlang sehr düster ist. Im Sommer dagegen wird es nachts gar nicht richtig dunkel, man sieht immer ein leichtes Abendrot.
Text: DVB; Thomas Jablonski | Fotos 1. Teil: DVB, Pragbild: Taiga (fotolia.com); Fotos 2. Teil: Thomas Jablonski | Slider-Foto: Syda Productions; Slider-Grafik: lisakolbasa (fotolia.com)
→ Azubis sowie Schülerinnen und Schüler an beruflichen Schulen, die mit Erasmus+ einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland verbringen und dafür das Erasmus+-Stipendium in Anspruch nehmen möchten, erhalten unter https://www.machmehrausdeinerausbildung.de Infos von der Nationalen Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung
→ Studenten können mit Erasmus+ im Ausland studieren, forschen oder ein Praktikum absolvieren. Informationen zu Voraussetzungen und Bewerbungsverfahren vermittelt dir die Nationale Agentur für EU Hochschulzusammenarbeit beim Deutschen Akademischen Austauschdienst e. V. unter https://eu.daad.de/infos-fuer-einzelpersonen/de