Zukunftsmanagement für dich und dein Kind
Schule, Ausbildung, Beruf: In deinem Alter rücken ein paar der großen Lebensaufgaben rasant näher. Es gibt so viel zu entscheiden und immer mehr zu tun. Wenn du in dieser Lebensphase ein Kind bekommst, wirst du vielleicht alles, was deine Berufsperspektive betrifft, von dir weg und aufs Wartegleis schieben wollen. Doch Mutter werden ist nicht der Anfang einer Auszeit vom Leben. Dein praktisches Ausbildungs- und Zukunftsmanagement ist die beste Vorsorge für dich und dein Kind.
Schwanger? Lass dich beraten.
Gib dem Vater deines Kindes die Chance, ein guter Vater zu werden. Klär mit den künftigen Großeltern ab, wie sie euch zeitlich und kräftemäßig entlasten. Du bist nicht allein und du hast berechtigten Anspruch auf Hilfe. Finanziell zur Seite stehen dir der Bund und das Land Sachsen. Das geht nur über Anträge. Schau so zeitig wie möglich bei einer Organisation vorbei, die dich sachkundig dabei unterstützt, unterstützt zu werden: Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Deutsches Rotes Kreuz, Diakonisches Werk oder eine andere kirchlich getragene Einrichtung. Landkreise und Kommunen haben eigene Beratungsdienste für Schwangere. Jedes Jugendamt wird dir weiterhelfen. Sei gewiss: Du triffst überall bemühte und sehr um dich besorgte Ansprechpartner, die darauf warten, dir zu helfen. Du brauchst in deinen besonderen Lebensumständen zweifellos Planungssicherheit. Die Schwangerschaftsberatung trägt dazu bei.
Nimm das Geld. Du wirst es brauchen.
Frag in den Beratungsstellen nach Beihilfen zur Bekleidung für dich und dein Kind sowie nach finanziellen Hilfen bei der Wohnungssuche und Einrichtung, nach Zuschüssen, Kindergeld, Elterngeld, Landeserziehungsgeld oder Wohngeld. Von der Aufnahme in einem Mutter-Kind-Heim profitierst auch du selbst. Dein Kind wird dort gut betreut und ihr beide seid in einer Umgebung, die sich um euch kümmert, während du deine schulische oder betriebliche Ausbildung abschließt. Falls Du einen sicheren Platz brauchst: Geh zur Schwangerschaftsberatung und fordere ihn ein! Mehr Geld macht dir den Rücken frei, um eine Ausbildung im zeitlich vorgegebenen Rahmen zu beenden. Elterngeld bekommst du deshalb zusätzlich zum Kindergeld und deiner Ausbildungsvergütung. Das Elterngeld erhöht sich sogar, wenn du deine Ausbildung unterbrichst, um dich ganz um dein Kind zu kümmern und wenn ihr sonst nicht ausreichend versorgt seid.
Ausbildung: Du stehst unter besonderem Schutz.
Wenn du schwanger bist, darf man dir nicht kündigen. Das gilt auch für die Probezeit. Glaubhaft machst du deine Schwangerschaft durch ein ärztliches Attest. Du hast natürlich auch das Recht, dich für die ärztlichen Untersuchungen von der Schule/Ausbildung/Arbeit freistellen zu lassen. Keine Angst, wenn deine Gesundheit nicht mitmacht oder du dich ganz auf die Kindeserziehung konzentrieren willst: Du kannst dir mit der Elternzeit eine bezahlte Auszeit nehmen. Das Ausbildungsverhältnis wird dann um bis zu drei Jahre verlängert. Sechs Wochen vor der Entbindung und acht Wochen danach darfst du auf keinen Fall beschäftigt werden. Lass dich nicht dazu überreden, doch mitzuhelfen oder gar einen „einvernehmlich“ geschlossenen Auflösungsvertrag zu unterschreiben! Deine Abschlussprüfung kannst du, wenn medizinisch nichts dagegenspricht, auch in der Phase des Beschäftigungsverbots ablegen. Elternzeit und Beschäftigungsverbot bedeuten, dass der Ausbildungsvertrag ruht und dann wieder an der Stelle aufgenommen wird, wo du ihn unterbrochen hast. Deine Ausbildung verlängert sich, wenn du die wöchentliche Arbeitszeit halbierst. Sofern du mindestens 75 % der regulären Zahl von 25 bis 30 Wochenstunden ableistest, hast du das Recht auf eine Prüfung am Ende der üblichen Ausbildungszeit. Die Stundenzahl der Berufsschule kann nicht verkürzt werden.
Erkenne die Prioritäten!
Alles, was dich selber klüger, zufriedener, selbstbewusster macht, kommt deinem Kind zugute. Alle deine Anstrengungen und Leistungen, die dich zu einer qualifizierten Arbeit befähigen, tragen zur Existenzsicherung deiner kleinen Familie bei. Egal, wie deine privaten Umstände sind: Die sicherste und damit bedeutendste Investition in eure Zukunft ist deine mit guten oder auch passablen Noten abgeschlossene Ausbildung. Und jede Ausbildung, jeder Job ermöglicht dir, deine soziale Stellung zu festigen, dein Netzwerk an Freunden, Bekannten und Kollegen zu stärken und deine Anerkennung als patente und lebenstüchtige Person zu vermehren. Dein Kind hat sein ganzes Leben noch vor sich – du aber auch. Keine einzige Mutter, die du befragst, hat es bereut, schon früh ein Kind bekommen zu haben. Doch keine Frau, die wegen ihrer frühen Mutterschaft eine schulische oder betriebliche Ausbildung oder das Studium hingeworfen hat, war im Nachhinein darüber glücklich. Hör nie auf, an die besondere Begabung und die Befähigung deines Kinds zu glauben. Glaub aber ebenso fest und unerschütterlich an das, was an Talent in dir steckt. Du kannst auch als Mutter beruflich mehr aus dir machen
Gerhard Winkler, Juni 2008