(Food)Fotografen setzen Objekte perfekt in Szene

Köstlich! Man möchte sofort in den Burger hineinbeißen. Man spürt förmlich den Duft der Aromen in der Nase und wie einem der Speichel im Mund zusammenfließt. Es ist unglaublich, welche Emotionen ein perfekt aufgenommenes Foto auslösen und uns damit verführen kann.
Die Bilder von Andreas Scheunert leben von Spannung, Ästhetik und Sinnlichkeit. Sie wecken Emotionen. Er mag sie sehr licht, sehr offen und lebendig. „Die Fotos, die ich für meine Kunden mache, sollen die Philosophie des Unternehmens und die Perfektion seiner Produkte – egal ob Lebensmittel, Speisen, Geräte, technische Anlagen, Gebäude – widerspiegeln, Interesse wecken, es bzw. sie von seiner besten Seite zeigen.“ So sein Anspruch. „Deshalb achte ich bei der Aufnahme der Fotos darauf, dass sie top sind und lediglich durch die Nachbearbeitung den finalen Look bzw. meine Handschrift erhalten. Alles was stört und nicht ins Bild passt, nicht clean ist, entferne ich in der Nachbearbeitung.“

Wenn Fotograf Andreas Scheunert seine Kunden fragt, warum sie ihn gebucht haben, um zu reflektieren, worauf es angekommen ist, hört er: Uns gefallen Deine Bilder! Fertig. Mehr braucht es nicht, keine überteuerte Ausrüstung, keinen Meisterabschluss, keine jahrzehntelange Erfahrung.
Ein Auge für die optimale Bildkomposition ist dabei unabdingbar. „Das Handwerk der Fotografie, die Technik, kann sich jeder aneignen. Aber sehen, ob ein Motiv schön ist – das ist einem gegeben oder eben nicht. Erlernbar ist das jedenfalls nicht und auch der Preis der Kamera spielt da keine Rolle“, versichert er.
Ihm ist es definitiv gegeben. Seine Leidenschaft zur Fotografie entwickelte er schon als Kind. Mit einer fundierten Ausbildung machte er dann sein Hobby zum Beruf.
„Gemeinsam mit meinem Cousin schoss ich meine ersten Fotos damals noch mit einer Super 8 Kamera. Wir kauften uns Entwickler und ein Vergrößerungsgerät, experimentierten mit Blende, ISO-Wert und Belichtungszeit“, erinnert sich der heute 42-Jährige. Trotzdem hat er auf seine Eltern gehört und erst einmal „etwas Solides“ gelernt: Maurer und Stuckateur. „Der Beruf hat mich nicht wirklich abgeholt. Der Bau war nicht meins.“ Nach der Ausbildung ging er zum Bund. „Ich hatte das unwahrscheinliche Glück und wurde als rechte Hand einer Fotografin zugeteilt und verbrachte meine Dienstzeit in einem Fotostudio und -labor, lichtete u. a. Rudolph Scharping und jede Menge Militärflugzeuge ab“, so Andreas.
Um sein Fotografie-Know-how zu professionalisieren, lernt er nach dem Bund den Beruf Fotomedienlaborant. (Diese Ausbildung gibt es heute nicht mehr. Mögliche Alternativen sind u. a. Fotograf, Staatlich geprüfter Foto- und medientechnischer Assistent sowie Mediengestalter – Bild und Ton.) Danach schloss er ein Fernstudium zum Werbegrafiker an und erhielt umfassende Einblicke in die Bereiche Perspektiv- und Farblehre, -harmonie und -psychologie, Bildkomposition sowie digitale Fotobearbeitung, Marketing, Urheberrecht, Corporate Design …

Immer am Puls der Zeit: Produkt-, Werbe-, Food-, Image-, Industriefotografie, Videoproduktionen gehören zum Portfolio des Fotografen
Ende 2015 machte er sich dann mit Lichtwerke Design Fotografie in Dresden selbstständig. „Das Schöne ist – als Fotograf hat man heute das Projekt und morgen das. Es wird nie langweilig. Und egal, ob es sich um Produkt-, Werbe-, Food-, Image- oder Industriefotografie oder um Videoproduktionen für Imagefilme handelt, es ist immer wieder neu, echt cool und spannend. “
Deshalb ist das Booten seines Rechners um 7:30 Uhr, der E-Mail- und Social-Media-Check, die Pflege seines Instagram-Accounts und der Website, das E-Mail-, Angebote- und Rechnungen schreiben nicht unbedingt die Standardroutine morgens, sondern wird erledigt, wenn er vom Shooting zurück ist bzw. an Tagen, an denen keines stattfindet. So wie das Retuschieren und Finalisieren der Fotos, die Studio-Porträtaufnahmen und das Vorbereiten des nächsten Jobs. Auch das Netzwerken – ein sehr wichtiger Faktor für ihn, weniger über Instagram, mehr über LinkedIn, um Kundenkontakte zu pflegen und auszubauen – ist dann erst einmal zweitens.
„Vor dem Foto-Shooting wird ein Locationscouting gemacht, man schaut ins Unternehmen und bespricht und plant die Motive. Klärt beispielsweise bei Food-Aufnahmen, wie viele Gerichte fotografiert werden und welchen Look sie haben sollen, ob edel, rustikal oder wie auch immer.“ Das gesamte Equipment Deko, Geschirr, Besteck, Foodboards bringt er mit, hat er sich im Baumarkt, auf dem Trödelmarkt oder von seinen Netzwerkpartnern besorgt. Alles muss stimmig sein, da lässt er nichts anbrennen. „Ziel ist es, das Food so authentisch, so verlockend wie möglich zu fotografieren bzw. in Szene zu setzen, sodass der Betrachter am liebsten auf der Stelle hineinbeißen möchte. Das gelingt in Teamarbeit mit dem Koch, der das Gericht zubereitet, es anrichtet und garniert und dem Foodstylisten, der für die optische Frische sorgt.“ Das Fotografieren von Nahrungsmitteln erfordert viel Erfahrung und eine optimale Vorbereitung, denn viele Lebensmittel reagieren empfindlich auf Kälte, Wärme, Licht. „Das bedeutet für uns, die Fotos müssen im Kasten sein, bevor die Butter zerläuft, sich eine Haut auf der Soße bildet oder die Petersilie zu welken beginnt.“
Beim letzten Shooting (Video oben und Fotos unten) wurden vegane Nahrungsmittel in Szene gesetzt – Bowls und frische Getränke. Stichwort: Emotionsfotografie – grün-frisch-modern. Andreas hat dafür schöne Gläser eingepackt, die Licht hindurchlassen, Frische und Leichtigkeit erzeugen. Apropos Licht: „Ein Fotograf braucht nicht nur eine leistungsfähige Kamera mit einem außerordentlich lichtstarken Objektiv, sondern auch gutes Licht, für den optimalen Schärfeverlauf und außergewöhnliche Lichtreflexe.“ Andreas kann damit aus den Materialien Zeichnungen, Strukturen bzw. Details herauskitzeln, um beispielsweise zu zeigen, wie der Käse geriffelt geschnitten aussieht oder beim Brot die leckere kernige Substanz der Kruste und Krume. „Das gesamte Set muss stimmen. Zum Führungslicht, das die gesamte Szene aufhellt, kommt ein zweites Licht hinzu, das Licht und Schatten spendet, damit Tiefe entsteht und die Strukturen/Zeichnungen der Lebensmittel sichtbar werden“, verdeutlicht er.

„Um eine besondere Stimmung beim Bild zu erzielen, arrangieren wir oft die eine oder andere Zutat mit im Bild – bei Bowls, Smoothies oder Suppen beispielsweise. Denn da sieht man nicht mehr unbedingt, aus welchen nahrhaften, gesunden Komponenten sie gefertigt wurden. Da geht es eher um das Drumherum, das Ambiente.“
Und was mag er an seinem Beruf am meisten? „Als Fotograf kann ich an Orte, die für viele andere tabu sind, sehe Dinge, Produkte, Gerichte, die anderen (noch) verwehrt sind. Ich bin immer am Puls der Zeit, oft schon als einer der ersten eingeweiht, bin da, wo etwas passiert.
Voila, hier noch ein paar Kniffe aus Andreas Trickkiste
- Baue Dir bereits vor dem Zubereiten Deines Gerichtes, das Du fotografieren möchtest, Dein Fotoset auf. Suche Dir dazu gutes Licht, optimal ist Tageslicht, arrangiere die Deko, Gläser und Besteck, bereits um einen leeren Teller, den Du nur austauschen brauchst. Denn bedenke, es muss dann schnell gehen. Du möchtest das Gericht ja nach dem Fotografieren möglichst noch warm genießen.
- Wenn das Gericht auf Deinen Bildern edel wirken soll, verwende vorzugsweise weißes Geschirr, wenn rustikal, dann farbiges.
- Baue Dir bei Bedarf eine sogenannte Lichtzange auf, sodass Licht sich gegenübersteht, Du sowohl die Möglichkeit hast, Licht flach auf die Szene fallen zu lassen und diese doch gut auszuleuchten. Nutze, wenn Du hast, hartes Licht mit einer wärmeren Farbe, damit das Essen geschmackvoller aussieht.
- Arbeite bei Bedarf mit täuschend echt wirkenden Acrylwürfeln, als Eiswürfelersatz. Du kannst mit einem Glycerin-Wassergemisch Obst und Gemüse benetzen, um die perlenden Wassertropfen haltbarer zu machen.
- Wenn im Nachhinein doch ein bisschen Benetzung am Glas fehlen sollte, ein Hauch Öl am Steak oder Farbe am Blattsalat, dann bekommt Du das durch die Nachbearbeitung mit Photoshop & Co. problemlos hin.
Text: Steffi Mrosek / Fotos: Andreas Scheunert
Berufsbild Fotograf
Es gibt verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten, um das Fotografen-Handwerkszeug zu erlernen:
Von der handwerklichen über die schulische oder universitäre Ausbildung
Voraussetzungen:
für den 3-jährigen dualen Ausbildungsberuf:
Kreativität und Sinn für Ästhetik, Sorgfalt und Genauigkeit, technisches Verständnis, Dienstleistungsmentalität
Typische Branchen:
Fotograf*innen finden Beschäftigung in Fotostudios, Verlagen, Fotofachgeschäften, Pressediensten, -agenturen und Bildarchivdiensten sowie in Werbe- und Medienagenturen
Weitere Infos:
https://berufenet.arbeitsagentur.de
https://www.berufsfotografen.com