Ronald Segler (Mitte) und Tim Eismann, Maurer-Azubi im 3. Lehrjahr, schichten Stein auf Stein eine Ziegelwand. Mit der Wasserwaage prüfen sie, ob die Mauer im Lot steht.
Maurer (m/w/d) – ein gut bezahltes Hand-Werk für Jungs, die anpacken können
Ronald Segler absolvierte seine Lehre im Zeitraum von 1991-1994, arbeitet seitdem in diesem Beruf und hat sich zum Lehrausbilder qualifiziert. Er kümmert sich um die 6 Azubis zum Maurer bzw. zum Stahlbetonbauer bei der Dreßler Bau GmbH Niederlassung Dresden. Er hat sich, so erzählt er, für diesen Beruf entschieden, weil er viele Perspektiven bietet und gut bezahlt wird. Ein gut bezahltes Handwerk, für Jungs, die anpacken können? „Einem Maurer wird körperlich schwere Arbeit abverlangt, nicht zu vergleichen mit einem Bürojob. Natürlich ist es nicht mehr so extrem wie vor 100 Jahren. Inzwischen stehen Maschinen zur Verfügung, die z. B. schwere Lasten übernehmen können. Trotzdem gibt es Baustellen, bei denen diese Technik nicht eingesetzt werden kann, da muss man körperlich richtig was leisten. Und ja, der Bau ist nicht gerade einer der schlechtbezahltesten Branchen – ich spreche von Betrieben, die Tarifgebunden bezahlen. Die Maurerlehrlinge bekommen eine sehr gute Ausbildungsvergütung. Ab April 2022 sind das für das erste Ausbildungsjahr 855 EUR, für das zweite 1.060 EUR und im dritten dann 1.305 EUR.“
Viel Teamgeist herrscht auf der Baustelle Garnisonkirche in Potsdam
Der Spruch „Pünktlich wie die Maurer“ kommt nicht von ungefähr
Am meisten schätzt er an seinem Beruf, das Arbeiten draußen an der frischen Luft, die gute Stimmung im Team, den Ton auf den Baustellen sowie selbstredend den (meist) pünktlichen Feierabend. „Ich hatte das Glück, auf richtig tollen Baustellen wie dem Residenzschloss Dresden mitwirken zu dürfen und dabei die alte Bauweise mit Sandstein, mit Bögen und Gewölben kennenzulernen. Das macht richtig Spaß! Dabei lernt man den Beruf wirklich schätzen, denn dies verlangt besonders viel handwerkliches Geschick.“
Alles im Lot
Aber auch die Neubauten wie Wohnhäuser, Schulen, Bürogebäude, Brücken, Industriebauten, die meist aus Kalksandstein-Mauersteinen (mit der charakteristischen fast weißen Farbe) errichtet werden, bieten nicht wenige Herausforderungen. Sie bedingen eine sach- und termingerechte Ausführung. Welches Aufgabenspektrum leisten die Männer mit der Maurerkelle? Als erstes machen sie sich mit der Baustelle vertraut. Es gilt, die Arbeiten mit dem Vorarbeiter, dem Polier und dem Bauleiter abzustimmen. Dann ist ggf. die Baustelle einzurichten. Dazu gehört es u. a. Bauzäune und Absperrungen aufzustellen, Baumaterialien, Geräte und Maschinen zu ordern. Ein Fundament, der essenzielle Teil der Gründung eines Gebäudes, muss betoniert werden. Es sorgt dafür, dass die Last des Bauwerks auf den Baugrund übertragen und dort gleichmäßig verteilt wird. Ist es ausgehärtet, kann mit den eigentlichen Maurerarbeiten begonnen werden. Der Mörtel, also das Binde- und Stabilitätsmittel, wird eingerührt und zwischen den einzelnen Ziegellagen mittels Maurerkelle ca. 1 cm dick aufgetragen. Dabei muss immer wieder geprüft werden, ob die Mauern, die die Außen- und Innenwände bilden, senkrecht und die Geschossdecken waagerecht, also im Lot, stehen. „Eine einfache Schnur mit einem ordentlichen Gewicht beschwert an einer Wand herabhängen lassen, oder zwischen zwei Punkten waagerecht spannen, ermöglicht die genaue Bestimmung der Lotrechten oder Senkrechten“, erklärt Ronald Segler. Natürlich kommen auch Wasserwaage und Alulatte zum Einsatz. Mit dem Laser-Nivelliergerät wird die Mauerhöhe überprüft. Vorsichtig werden mit dem Maurerhammer Korrekturen vorgenommen oder mit dem Ziegelhammer Ziegel in die gewünschte Größe gehauen. Vorgefertigte Bauteile wie Fensterstürze und Treppen müssen eingebaut bzw. montiert, ggf. Estrich verlegt und Wände verputzt werden.
Millimeterarbeit: Die großen Bildhauerwerkstücke an der Fassade Schloss Berlin werden platziert
Teilweise werden Bauwerke auch aus großformatigen, schweren Kalksandstein-Planelementen errichtet. Um diese zu bewegen, stehen den Maurern mechanische Versetzhilfen zur Verfügung. Bearbeitet werden die Platten mit der Steinsäge, der Mörtel mit der Zahnspachtelkelle aufgetragen.
Ärmel hochkrempeln und zupacken
Und wie stellt sich Ronald Segler einen idealen Maurerazubi vor? „Wichtig, so wie eigentlich bei jedem anderen Beruf auch, er sollte ein Praktikum absolviert haben, um sich mit der Materie vertraut zu machen. Denn das Maurerhandwerk ist, wie die gesamte Baubranche, körperlich anspruchsvoll. Er sollte mit Leidenschaft Häuser bauen wollen, belastbar, robust, wärme- und kälteunempfindlich, praktisch veranlagt und lernbereit sein. Auch freundliche Umgangsformen gehören dazu. Und ganz essenziell: Kraft.“ Also nicht unbedingt ein Beruf für zarte Mädchenhände? „Tatsächlich eher weniger. Bei uns sind lediglich Praktikantinnen zu finden, die in den Maurerberuf reinschnuppern wie Architekturstudentinnen oder angehende Bauleiterinnen.“
Text: Steffi Mrosek/Fotos: Dreßler Bau
Ausbildung: 3-jährige duale Ausbildung bei Hochbauunternehmen, in Sanierungs- und Modernisierungsunternehmen