Aufsatteln mit der Weiterbildung zum*r Staatlich geprüften Techniker*in
Anzug und Laptop statt Blaumann und Werkzeugkoffer
Eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem technischen Bereich bedeutet nicht automatisch, dass man „ausgelernt“ hat. Wer Fleiß, Disziplin und Durchhaltevermögen mitbringt, für den ist die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker ein großer Schritt auf der Karriereleiter nach oben. Denn oft arbeiten Absolventen in Führungspositionen, in der Projektleitung und im Management. Sie haben sich mit der nichtakademischen Fortbildung Fertigkeiten und Kompetenzen erarbeitet, die für eine anspruchsvolle, lukrative Position in der jeweiligen Branche qualifiziert, neue Möglichkeiten und Herausforderungen birgt und den Horizont erweitert.
Es gibt rund 60 verschiedene Fachrichtungen, unter denen Anwerber der Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker wählen können. Dazu gehören die Weiterbildung zum Maschinenbautechniker, Elektrotechniker und Chemietechniker, zum Holztechniker sowie zum Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechniker. Auch Abschlüsse wie Staatlich geprüfter Techniker Fachrichtung Forsttechnik, Weinbau und Önologie, Druck- und Medientechnik sowie Milchwirtschaft und Molkereiwesen werden darunter gefasst.
Jeder Lehrgang bzw. jede Fachrichtung stützt sich auf andere Schwerpunkte. Das heißt, es werden fachbezogene sowie fachübergreifende Ausbildungsinhalte, die im Berufsalltag essenziell sind, behandelt. Letztere sind u. a. Deutsch, Mathematik und Englisch, Unternehmensführung, BWL sowie Projektmanagement, Politik & Recht, Kommunikation und Berufs- & Arbeitspädagogik.
Zur Weiterbildung gehört auch eine Projektarbeit. Um zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, muss sie mindestens mit „ausreichend“ bestanden werden. Die spätere Prüfung besteht in der Regel aus einer schriftlichen Klausur sowie einem mündlichen oder praktischen Test.
Christian Jentsch (32) absolvierte nach der Oberschule die duale Ausbildung zum Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik und arbeitete ein Jahr in seinem Ausbildungsbetrieb als Geselle. Seine Firma fertigt und montiert u. a. Brandschutztüren und Fenster. Seine Kollegen und er betreten eine Baustelle eigentlich erst, wenn der Rohbau bereits gefertigt ist bzw. sanieren in bereits bestehenden Gebäuden die Türen und Fenster. Im Jahr 2009 entschied er sich für die Aufstiegsweiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker in der Fachrichtung Bautechnik mit Schwerpunkt Bausanierung. Warum denn gerade diese Fachrichtung? „Aufgrund meiner Vorbildung im Metallbau war die Bausanierung deshalb die optimale Wahl“, erzählt er rückblickend „weil es mich reizte, alles, was sich rund um die Tür oder das Fenster befindet, besser zu verstehen sowie ein Gebäude im Ganzen zu sehen.“ Jetzt arbeitet er als Bautechniker und besitzt das Know-how, seine Kunden, mittelständische Unternehmen, bei der Realisierung von Bauprojekten fachmännisch zu beraten.
Zwei Jahre lang saß Christian also noch einmal auf der „Schulbank“. Es lohnte sich. „Vom theoretischen Wissen zu Baumaterialien, Baustatik, Bauphysik über Baurecht bis hin zu praktischen Übungen, Versuchen mit Baustoffen, Vor-Ort-Besichtigungen alter und neuer Gebäude und Baumaschinenführung vermittelt das Studium ein facettenreiches Wissenspaket über das Bauwesen, das mir nun bei meinen neuen Aufgaben hilft und meine Kompetenzen deutlich steigert.“
Voraussetzung, um sich zum Staatlich geprüften Techniker weiterbilden zu können, ist ein Abschluss einer Berufsausbildung im Handwerk oder in der Industrie. Darüber hinaus ist ein Jahr Berufserfahrung in dem erlernten oder einem ähnlichen Beruf nachzuweisen. Eine Aufstiegsweiterbildung kommt zum Beispiel für Holzmechaniker, Elektroniker, Chemielaboranten, Mechatroniker oder Anlagenmechaniker für Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik infrage. Wer keine Ausbildung in einem der Bereiche besitzt, muss fünf Jahre Berufserfahrung und einen Abschluss an einer Berufsschule oder einen vergleichbaren Abschluss haben.
Varianten, die Weiterbildung anzugehen, gibt es gleich mehrere – Voll- oder Teilzeit sowie Fernstudium. Kosten und Dauer sind jeweils abhängig von dieser Wahl. Vollzeit bedeutet 24 Monate mit ca. 35 Stunden pro Woche Unterricht. Staatliche Schulen bilden in der Regel kostenlos aus, gegebenenfalls erheben sie kleinere Beiträge für Material- oder Kopiergeld. Teilzeit heißt, lediglich 15 Unterrichtsstunden pro Woche absolvieren zu müssen. Dafür benötigt man jedoch drei bis vier Jahre bis zum Abschluss. Auch hier wird in der Regel kein Weiterbildungsgeld erhoben, wenn doch, beteiligen sich oft Arbeitgeber. Vorteil ist, dass die bisherige Berufstätigkeit nicht unterbrochen werden muss, nur die Arbeitsstunden reduziert werden. Ein Fernstudium ist flexibel, man bestimmt selbst das Lerntempo und kann von zu Hause aus lernen. Dreieinhalb Jahre an einer privaten Bildungseinrichtung bedeuten jedoch auch Kosten, durchschnittlich 150 Euro pro Monat.
Egal über welchen Bildungsweg – die Weiterbildung lohnt sich. Denn wer den Abschluss zum*r Staatlich geprüfte*n Techniker*in in der Tasche hat, besitzt den höchsten nicht akademischen Abschluss und steht auf demselben Qualifikationsniveau wie ein Meister oder Bachelor. Dementsprechend eröffnen sich viele Karrierewege und Perspektiven.
Abschluss: Staatlich geprüfte*r Techniker*in Ausbildungsdauer & -kosten: je nach Ausbildungsvariante, über Meister-BAföG-finanzierbar Voraussetzungen: i. d. R. Abschluss einer Berufsausbildung im Handwerk/ in der Industrie sowie ein Jahr Berufserfahrung Links: berufenet.arbeitsagentur.de www.stzgd.de/weiterbildung/techniker www.techniker-forum.de