Wer schreibt, der bleibt

Warum Du mit einem Bewerbungs-Anschreiben besser ankommst

Du bist bereit, skrupellos Deine Schreibkompetenz und Deine argumentative Power einzusetzen? Dann schreibe einfach so, wie es die Macher tun: Lass den Ausbilder aus den Fakten erschließen, dass er Dir vertrauen kann und dass er sich in Dir nicht irren wird. Wer gut schreibt, der bleibt im Gedächtnis.mehr

Wer schreibt, der bleibt

Warum Du mit einem Bewerbungs-Anschreiben besser ankommst

Nur einer von zehn Auszubildenden kann einen kurzen Text so schreiben, dass dieser schlüssig, fehlerfrei und verständlich ist. Das fällt nicht nur älteren Deutschlehrern auf. Das stellen betriebliche Ausbilder bereits seit einigen Jahren fest.

Vielleicht ist Dir auch schon passiert, dass manche der Chats, Threads und Posts von Freunden oder Fremden kaum zu erraten oder sogar unlesbar sind. So etwas löst oft Fehldeutungen oder Missverständnisse aus. Und die können Freundschaften kosten. Im Berufsleben verliert man Kunden oder man verursacht unnötige Kosten. Und gar nicht so selten richten fehlerhafte Botschaften sogar Schaden an.

Wer schreibt, der handelt. Wer unrichtig schreibt, der handelt falsch.

Wenn man sich früher um ein Praktikum oder eine Ausbildungsstelle bemühte, hatte man einen ersten, ungeliebten Schreibtest zu bestehen. Von den jungen Briefschreibern wurde verlangt, in einem „Anschreiben“ kundzutun, dass man fest entschlossen sei, den Angeschriebenen in dessen Geschäften nach besten Kräften zu unterstützen. Dass man selber emsig, fleißig, zielstrebig etwas lernen wollte, verstand sich zwar von selbst, hinzuschreiben war es aber trotzdem.

Deine Lehrer trainieren in den Abschlussklassen das Bewerben. Sie teilen als Hilfestellung sogenannte Musteranschreiben aus. Diesen Mix aus Absichtserklärungen, Gelöbnissen und frommen Wünschen soll man als Vorlage nehmen, also abschreiben. Das kann nicht gut gehen.
Die Anbieter von Praktikums- oder Ausbildungsstellen werden von immer demselben Bewerber-Flachsinn geradezu überflutet. Und wenn ein Entlass-Schüler doch mit seinen eigenen Worten darlegen will, was ihn dazu bewegt, den anspruchsvollen Weg zum beispielsweise Verwaltungsfachangestellten anzutreten, so tut er das gern auf zweieinhalb meist unlesbaren Seiten.

Betriebsinhabern, Ausbildern und Personalverantwortlichen fehlt es am notwendigen Masochismus, um serienweise Musteranschreiben nach Spuren von Inhalt zu checken. Deshalb legen sie immer weniger Wert darauf, von jungen Bewerbern ein Bewerbungsschreiben anzufordern.

Und jetzt kommst Du! Du denkst klar und willst Deine Bewerbungsabsicht klar machen. Du willst genau dieses Praktikum (oder diese Ausbildung) und zwar möglichst in diesem einen Betrieb. Du bist bereit, skrupellos Deine Schreibkompetenz und Deine argumentative Power einzusetzen. Dann schreibe einfach so, wie es die Macher tun:

1. Starte mit einer höflichen Anrede, setze ein Komma, dann eine Leerzeile.


2. Schon bist Du in der ersten, in der wichtigsten Zeile. Dort und in die folgenden Zeilen platzierst Du Deine Top-Argumente. Lass Dir nicht von Deinen Lehrern oder Eltern einreden, dass Du am Anfang irgendwelche Interessensbekundungen oder höfliche Einleitungen abzuladen hast. Du schreibst Jobprofis an. Die interessiert zunächst nur eines: Was bringst Du mit?


3. Nimm also den Standpunkt eines Ausbilders an und überlege: Welche meiner bisherigen Teilnahmen, Anstrengungen, Leistungen und Erfolge sprechen am meisten dafür, dass ich die nächste Ausbildungsphase erfolgreich meistere?


4. Wunderbare Top-Argumente, mit denen Du den ersten Teil Deines Anschreibens (ohne einleitende Worte!) auffüllst:

  • Erfahrungen in ersten Schülerjobs.
  • Gute Noten in passenden Fächern.
  • Projektmitarbeit.
  • Aktives Engagement.
  • Sportliche Leistungen.

5. Vermerke dabei unbedingt Erfolge, Auszeichnungen, Belobigungen, Ehrungen. Reichere diese Informationen mit Namen, Orten, Daten, Zahlen an. Füge dann hinzu, was noch von der Faktenlage her für Dich spricht: Zusatzkurse, Zertifikate, Computer-Skills, Fremdsprachen …


6. Führe im nächsten Absatz eine Referenzperson auf, die Deine Eigenschaften und Vorzüge bestätigen kann. Informiere dann erst darüber, was Dich zu diesem Praktikum oder dieser Ausbildung besonders motiviert. Gib danach an, wann Du gern starten möchtest (und ggf. wie lange das Praktikum dauern soll).


7. Äußere Deine Bereitschaft, Dich persönlich vorzustellen und freue Dich über einen Terminvorschlag.


8. Hebe Deine originellen und witzigen Einfälle für Deine Social-Media-Aktivitäten auf. Echte Eignung schlägt gespielte Witzigkeit und Gags sind kein Nachweis der Ausbildungsreife.


9. Erkläre nichts. Vor allem nicht Deine aktuelle Situation, Deine langfristigen Pläne oder gar die allgemeine wirtschaftliche Lage.


10. Ganz zum Schluss verrate ich Dir das Geheimnis des Anschreibens: Es gibt zwei sichere Merkmale dafür, dass sich ein Top-Bewerber präsentiert: Er verwendet zielende Verben (Tätigkeitswörter) und konkrete Hauptwörter. Gib also an, was Du wo und für wen getan, gemacht, ausgeführt, erstellt, umgesetzt und erreicht hast. Streiche dafür alle Ich-bin-Aussagen. Dann hast Du ausreichend Platz für Deine guten Argumente.


Lass den Ausbilder aus den Fakten erschließen, dass er Dir vertrauen kann und dass er sich in Dir nicht irren wird. Dann fällt es ihm leicht, Dein Anschreiben positiv zu beantworten. Wer gut schreibt, der bleibt im Gedächtnis.

Text: Gerhard Winkler / Fotos: Pixabay

Erstellt am 13. September 2023
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