Parfümeure kreieren mit alten und neuen Duftstoffen Trends
Parfümeur Marc vom Ende verfügt über eine gute Nase. Die ist Voraussetzung für diesen Beruf, aber trainierbar.
Liebst du es, in Parfümerien neue Düfte auszuprobieren, den Farben, Bildern und Stimmungen zu folgen, die sie assoziieren? Hast du dich schon gefragt, wie die immer neuen Kompositionen entstehen und dir vorgestellt, im Labor einen eigenen Duftakkord aus den Substanzen Hunderter Duftfläschchen zu mischen? Parfümeur ist zwar kein Ausbildungsberuf, es gibt aber Schulen und Ausbildungswege.
Marc vom Ende hatte keinerlei Ambitionen, Parfümeur zu werden. Sein Ziel war ein Chemie-Studium. Chemie war im Abitur sein Leistungskurs und seine Leidenschaft. Da gab es keine Frage. Gibt es auch heute nicht. „Parfüm ist Chemie“, sagt der bekannte Senior-Parfümeur der Firma Symrise AG nach vielen erfolgreichen Berufsjahren in der Firma, in der er bereits seine Ausbildung erhielt. Denn er war zu Symrise gekommen, um Chemielaborant zu werden. Er hatte die Idee, mit ersten Praxiserfahrungen ins Studium zu starten. Doch dann veranstaltete sein Ausbildungsbetrieb einen Contest, um neue Parfümeure zu entdecken, übrigens gängige Praxis der Hersteller von Duftstoffen. So rekrutieren sie ihre Parfümeure aus dem eigenen Mitarbeiterstamm.
Wenn es dein Ziel ist, Parfümeur zu werden, ist eine Ausbildung optimal, die zu Duftherstellern passt, also Chemielaborant zum Beispiel. Es gibt auch interessante Studiengänge wie Lebensmitteltechnologie an der Hochschule Neubrandenburg oder Life Science Technologies an den Fachhochschulen Lippe und Höxter. Der Weg ins Labor führt meist über den Beruf des Evaluators. Evaluatoren entwickeln die Idee zum Duft, die der Parfümeur dann umsetzt. Sie arbeiten eng mit dem Marketing und den Parfümeuren zusammen. Am besten, du bewirbst dich um ein Praktikum und schnupperst schon vor der Ausbildung mal bei einem Duft- oder Aromen-Hersteller rein.
Aus dem Chemie-Studium des Marc vom Ende wurde also nichts. Die Nase des jungen Chemielaboranten war einfach zu gut. So wurde er stattdessen in die Duft-Schule von Robert Calkin geschickt. Calkin hatte einst über die Botanik zum Parfüm gefunden. Seine Duft-Klassifikation sämtlicher alter Rosensorten ist ein Standardwerk in der Szene.
Renommierte Ausbildungsorte für Parfümeure aus der ganzen Welt befinden sich in Frankreich. Das sind das Grasse Institut of Perfumery (GIP) und das ISIPCA in Versailles bei Paris. Dorthin werden zukünftige Parfümeure von ihren Firmen delegiert. Du kannst dich aber auch selbst bewerben. Ein guter Abschluss an einer dieser Schulen kann dir die Türen zu den Laboren öffnen. Zur Aufnahmeprüfung an diesen Schulen gehört ein Riechtest. Natürlich ist ein ausgezeichneter Geruchssinn das bestimmende Kriterium. Doch du kannst deinen Geruchssinn schulen, wie eine junge, erfolgreiche Parfümeurin aus Bayern, die über die Beschäftigung mit der Aromatherapie während ihrer pharmazeutischen Ausbildung entdeckte, dass sie in die Welt der Düfte gehört.
Bedenke aber, dass es in diesem Beruf nicht nur um die feinen Duftwässerchen in den Flakons geht, sondern auch um ganz profane Dinge wie Zahnpasten, Cremes, Duschbäder, Waschmittel, Weichspüler und Toilettenreiniger. Es gibt Parfümeure, die sich auf eine Produktgruppe spezialisieren, auf Deodorants zum Beispiel. Marc vom Ende arbeitet gern in der gesamten Produktpalette. Manchmal rufen Kunden an, die ein blaues und ein gelbes Konzept für ein Waschmittel haben wollen, und schon wissen, dass das blaue nach Ozean und das gelbe nach Zitrus duften soll. „Spannender ist es, wenn der Kunde noch nicht weiß, wie das neue Produkt riechen soll“, erzählt Marc vom Ende, „wenn er vielleicht etwas ungewöhnliches Neues sucht und ich mir dann Gedanken darüber machen kann. Was spricht junge, dynamische Leute an, die gern Sport treiben? Welche Düfte wecken bei ihnen gute Erinnerungen? Die Fußballwiese nach einem Regenschauer oder das Metallgestänge im Fitness-Center? Dann arbeite ich eng mit dem Kunden zusammen. Ich erfrage seine Vorstellungen, schlage ihm etwas vor, er kommentiert und bewertet, dann bessere ich nach und so arbeiten wir Hand in Hand und es entsteht ein individueller Duft.“
Parfümeur Marc vom Ende im Home-Labor
Parfümeure sitzen heute nicht mehr an einer Duftorgel vor Hunderten von Fläschchen und erfinden das Rad jedes Mal neu. Sie greifen auf vorhandene Duftbausteine zurück, auf jahrhundertealtes Wissen darüber, welche Noten sich besonders gut ergänzen, wie ein Parfüm von der Basis über die Herz- bis zur Kopfnote aufgebaut ist. Sie profitieren auch von den Forschungsergebnissen moderner Chemielabore, in denen natürliche Duftstoffe nachgebaut werden. „Wir wissen zum Beispiel, dass die Kombination der Moleküle von Zuckerwatte und gemähtem Gras für unseren Geruchssinn den Eindruck Erdbeere entstehen lassen“, erzählt Marc vom Ende. In den Laboren entstehen auch völlig neue Düfte, die keine natürlichen Vorbilder haben, die sogenannten aldehydischen Düfte. In den Zwanzigerjahren waren sie der Knaller. Begonnen hatte alles mit Chanel Nr. 5, das heute zu den Klassikern zählt.
Marc vom Ende ist viel in der Welt unterwegs. Seit einigen Jahren betreut er für Symrise den Markt in Korea. Düfte sind international. Gutes Englisch ist ein absolutes Muss. Französisch ist von Vorteil, denn an Frankreich führt beim Thema Duft kein Weg vorbei.
Auf der Website des Grasse Institut of Perfumery heißt es, die wichtigsten Eigenschaften, die ein guter Parfümeur braucht, seien: Leidenschaft, Geduld und Ausdauer. Voila! Immer der Nase nach und dranbleiben!
Text und Fotos: Kathrin Schrader; Foto o. li.: Symrise AG
Beruf Parfümeur:
Der Geruchssinn ist entscheidend für eine erfolgreiche Bewerbung. Praktika bei Herstellern von Duft- und Aromastoffen sind unbedingt zu empfehlen.